Auswirkungen der Verstädterung auf die Wechselwirkungen zwischen Bäumen, blattfressenden Insekten und deren Gegenspieler

 

Europaweites Projekt mit Beteiligung der Forschungsanstalt für Wald Schnee und Landschaft WSL

Projektleiter der WSL: Prof. Dr. Martin M. Gossner  


Der Blattfrass durch Insekten (Herbivorie) ist eine allgegenwärtige Wechselwirkung zwischen Pflanzen und Insekten, die Ökosystemleistungen (z. B. Kohlenstoffbindung) stark beeinflusst. Dies betrifft auch städtische (urbane) Wälder. Urbane Wälder umfassen Wälder und Hecken in städtischen und stadtnahen Gebieten, einschließlich naturbelassener Vegetation, Arboreten, Parks und Gärten. Durch die Untersuchung der Wechselwirkung zwischen Pflanzen, Herbivoren und deren Gegenspieler in urbanen und ländlichen Gebieten, können die Auswirkungen der Verstädterung auf damit verbundene Waldfunktionen und -dienstleistungen besser verstanden werden. Das europaweite Projekt erstreckt sich über einen Breitengrad von mehr als 20°. Die untersuchten Bestände im urbanen und ländlichen Raum bestehen zu mehr als 50 % aus reproduktiven Bäumen der Stieleiche (Quercus robur).

Die Wechselwirkungen zwischen Baum, herbivoren Insekten und deren Gegenspieler werden in einem experimentellen Ansatz auch an vier Eichen im Waldlabor untersucht. Dabei werden verschiedene Faktoren untersucht, die die Herbivorie beeinflussen können:

  • Variation von Blatteigenschaften (z. B. physikalische und chemische Abwehrkräfte) – «bottom-up Prozesse»
  • Variationen in der Wirkung von Pflanzenfressern (Wirbeltiere und Ameisen) – «top-down Prozesse»
  • abiotische Faktoren (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, CO2-Emissionen) Hierzu werden Äste eingenetzt um insbesondere Vögel auszuschliessen und klebriger Leim an die Basis von Ästen aufgebracht um Ameisen auszuschliessen. Vögel und Ameisen sind wichtige Gegenspieler von herbivoren Insekten. Schließlich werden wir die Kohlenstoffbindung der Bäume messen, eine wichtige Ökosystemleistung, die mit der Herbivorie zusammenhängt. Insgesamt kann die Studie stark zum mechanistischen Verständnis der Auswirkungen der Urbanisierung auf die Herbivorie und die Waldfunktionen beitragen. Dies ist die Grundlage für Managementmaßnahmen, die der Erhaltung der biologischen Vielfalt in Städten und der damit verbundenen Ökosystemleistungen dienen.

Mit Netzen werden Äste der Stieleiche geschützt, um Vögel daran zu hindern, blattfressende Insekten zu jagen.